MENSCHEN - GESICHTER DER REGIONEN
Werner Keller
Dem Leben Kontra geben

Lehrer, Langjähriger Sektionsleiter Handball und Kegeln
08393 Meerane
In der Nacht vom 18. August 1945 ist die Jugend des 17-jährigen Werner Keller jäh zu Ende. Weil er Hitlerjugendführer war und in dem Verdacht stand, Mitglied einer geheimen Widerstandsorganisation, der sogenannten „Werwölfe“ zu sein, wird er vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet. Solche Willkürakte gehörten in der sowjetischen Besatzungszone zur Tagesordnung, so Werner Keller. Niemand sei vor absurden Beschuldigungen sicher gewesen.
Werner Kellers Odyssee führt durch die Zuchthäuser von Chemnitz und Bautzen über das Lager Mühlberg in sibirische Bergwerke.
1950 kommt er zurück. Wird Verkaufsleiter in der Konsumgenossenschaft Meerane und Ein- und Verkaufsleiter im VE Großhandelskontor für Lebensmittel in Glauchau. Weil eine Mitgliedschaft in der SED nicht in Frage kommt, bleiben ihm, wie auch in seiner Lehrtätigkeit, berufliche Perspektiven versperrt. Im Dampfkesselbau von Meerane erhält er sie. Als Verantwortlicher für die Belieferung von Großbaustellen.
Seit frühester Jugend ist Werner Keller ein Handballer. 1960 vermitteln ihm Sportkontakte die Chance, an einer Schule zu unterrichten. Ohne Ausbildung, die holt er nach und ist ab 1963 Lehrer für Kunsterziehung. 33 Jahre unterrichtet Werner Keller an Meeraner Schulen. Ab und an auch Musik und Sport.
Sein erster Weg nach Feierabend habe ihn immer erst auf den Sportplatz geführt, sagt Werner Keller. Seine Frau Edith, eine Handballerin, habe er dort kennengelernt. „Im Lager gehörte Handball zu den kleinen Freuden, die uns über manches hinweghalfen“, erzählt Werner Keller, der sich seit der Wende regelmäßig mit ehemaligen Häftlingen trifft.
In Glauchau spielt Werner Keller Großfeldhandball. Später Hallenhandball bei BSG „Motor Meerane“, in der Kreisklasse wie in der Bezirksliga.
Ab 1955 übernimmt er die Sektionsleitung und trainiert sämtliche Mannschaften.
1969 wechselt Werner Keller zur Sektion Kegeln. Beginnt als Sektionsleiter wieder von vorn. Unter anderem baut er mit 55 Jahren eine Seniorenmannschaft auf, die es bis in die Landesliga schafft.
2007 stellt Werner Keller seine Ämter zur Verfügung, bleibt jedoch weiterhin Mitglied. Ehrennadeln in Gold und Silber und die Sportabzeichenmedaille der DDR sind beredtes Zeugnis für das große Engagement des langjährigen Sektionsleiters.
Der 81-Jährige widmet sich nun wieder mehr anderen Dingen. Dem Malen von Landschaften und Stillleben in Öl und der Musik.
Den Widrigkeiten des Lebens werde er auch weiter Kontra geben, meint Werner Keller. Und mit der Familie wolle er noch vieles unternehmen, denn: „Das Leben ist noch lange nicht vorbei“.